5. Juli 2013

Mit Entlassenen und Inhaftiertem auf Freizeit

 

Rolf, Mitglied unseres Arbeitskreises Freiburg, lacht und deutet auf Arno, einen älteren Herr, der gerade friedlich neben ihm sein Eis schleckt: „Als ich Arno zum ersten Mal sah, hatte ich richtig Angst vor ihm. Da war er noch in Haft, und er wirkte auf mich wie ein aggressiver Gorilla.“ Arno schmunzelt: „Oh ja, da war ich auch noch wirklich schlimm.“ Heute ist er seit über zehn Jahren wieder in Freiheit.

 

Verheiratet mit Haftentlassenem

Wochenendfreizeit des Arbeitskreises Freiburg: Fast 70 Frauen, Männer und Kinder treffen sich Ende Juni in Überlingen am Bodensee. Zum einen die Mitglieder des Arbeitskreises, zum anderen Haftentlassene und auch ein Inhaftierter, der von seiner JVA die Erlaubnis zur Teilnahme bekam. Bei so gut wie allen sind die Familien dabei, soweit es sie gibt. Geistlich auftanken mit Pastor Palmer Appiah-Gyan steht im Zentrum der Tage: „Gnade, die Kraft zur Veränderung“ lautet das Thema.  Dazu kommt ein Freizeitprogramm nach Wahl.

Iris ist mit Ehemann  und Tochter angereist. Sie kommt schon seit 13 Jahren regelmäßig zur Freizeit. Ihr Ehemann war früher mehrmals in Haft. Sie lernte ihn erst danach kennen, in ihrer Gemeinde. „In der Haft war er zwar zum Glauben gekommen, aber deswegen war er ja noch nicht von heute auf morgen ein anderer Mensch.“ Manche seiner Eigenheiten machten ihr zu schaffen. „Hier auf der Freizeit waren Menschen, die mir weiterhelfen konnten. Sie kannten ihn schon von früher, aus der Haft. Mit ihnen konnte ich ganz anders reden als mit Außenstehenden.“

 

Sich austauschen  über Eheprobleme

Und andere Ehefrauen von Inhaftierten und Entlassenen traf sie hier, die jederzeit ein offenes Ohr für sie hatten. „All diese Menschen haben sehr viel Vertrauen in meinen Mann und mich gesetzt und uns immer wieder Mut gemacht. Und nach ein paar Jahren konnten wir anders und besser mit unseren Schwierigkeiten umgehen.“

Elena dagegen vermisst ihren Mann. Er hat lebenslänglich und jetzt immerhin schon zehn Jahre hinter sich. Aber da bleiben immer noch etliche, mindestens fünf! Sie seufzt. Es ist schwer, unter diesen Bedingungen und auf so lange Zeit etwas zu führen, was sich Eheleben nennt. Aber bis hierhin haben sie es schon einmal geschafft.

Drei kurze Gespräche von vielen. Und bei mir lassen sie den Eindruck zurück, dass diejenigen, die hierhin gekommen sind, so manches zum Tagungsthema „Gnade“ aus eigener Erfahrung kennen.

U. Passarge

Unsere anderen Kanäle:

Abonniere unseren Newsletter:

Wer nichts Böses tut, hat damit noch nichts Gutes getan.

Karl Heinrich Waggerl
Aus unserem Jahreskalender